Inhalt
Unsere Erfahrungen

Trotz unserer vielen auch von rumänischer Seite immer wieder gelobten, zukunftsweisenden Projekte leidet unsere Arbeit seit Jahren unter der restriktiven, teilweise gegenüber Nicht-Staatlichen-Organisationen (NGO) feindlichen Verwaltung und Politik in Rumänien.

So haben wir für die Betreuung der Menschen mit Behinderung in den Wohnhäusern, Apartments und den Wohnmodulen in Cadea über viele Jahre nur sehr geringe Standarderstattungen des Staates erhalten, die die laufenden Kosten, bedingt durch die Inflation und ständig wachsende neue gesetzliche Auflagen, in keiner Weise gedeckt haben. Deutsche Spendenmittel mussten in erheblichem Maße für den laufenden Betrieb aufgewendet werden. Eine Anpassung erfolgte erst 2020, während vergleichbare staatliche Einrichtungen erheblich höhere Zuwendungen für ihren Betrieb erhalten hatten.

Die Folge war, dass wir im Vergleich zu den staatlichen Einrichtungen trotz der zusätzlichen Mittel aus unseren Spenden über einen langen Zeitraum nur deutlich geringere Löhne auszahlen konnten und erst jetzt auf der gleichen Lohnhöhe wie die staatlichen Einrichtungen liegen. Eine Reihe unserer Projekte, wie das Tageszentrum, das Auszugsprojekt und der Treffpunkt, werden überhaupt nicht finanziert und erhalten allenfalls einen geringen Jahreszuschuss durch die Kommune, so dass sie komplett auf Fördermittel und Spenden aus Deutschland angewiesen sind.    

Eine weitere bittere Erfahrung ist der 2023 erfolgte Entzug der Trägerschaft des Heimes Cadea und des Wohnhauses Casa Frankfurt, das zwar mit deutschen Spendenmitteln gekauft und ausgebaut wurde, aber seiner Zeit im Vertrauen auf eine gute Zusammenarbeit dem Staat übergeben wurde. Der Entzug der Trägerschaft ist ein politischer Schritt, den Einfluss von NGOs zurückzudrängen und dem Staat auf jeden Fall den Vorrang vor freigemeinnützigen und privaten Initiativen zu geben. Besonders schmerzlich ist, dass die Bewohner und Bewohnerinnen einen Teil der errungenen Freiheiten wieder verlieren könnten, weil mit der
Re-Verstaatlichung auch ein Rückfall in die medizinische Ausrichtung der Hilfen für Menschen mit Behinderung verbunden ist.

Dennoch machen wir weiter: zum einen, weil viele Menschen mit Behinderung, wie auch ihre Angehörigen, alle Hoffnungen auf uns setzen, zum anderen, weil unser rumänisches Leitungsteam vor Ort und unsere rumänischen Mitarbeiter in den Teilprojekten wunderbare Arbeit machen, hoch engagiert arbeiten und sich mit dieser Arbeit identifizieren.

Eine positive Erfahrung war für uns, dass die staatlichen Behörden in Rumänien bei der Versorgung der fast eine Million Flüchtlinge aus der Ukraine nicht nur unbürokratisch geholfen, sondern auch das bürgerschaftliche Engagement der Bevölkerung gefördert und mit uns als Nicht-Regierungs-Organisationen sehr gut zusammengearbeitet haben.

Wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben, dass der EU-Staat Rumänien wie auch in anderen Bereichen langsam seine Strukturen ändert.