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Der Anfang 1990

Mit der Arbeit im Kinderheim Cighid im Distrikt Bihor (Westrumänien) hat es angefangen. Cighid war eines der Todesheime, die durch die westlichen Medien gingen, weil hierhin Kinder mit Behinderung ab dem 3. Lebensjahr verlegt wurden, ohne ausreichende Versorgung, teilweise sich selbst überlassen, so dass viele innerhalb kurzer Zeit starben.

Diese „Euthanasie durch die Verhältnisse“, endete erst mit dem Sturz Ceausescus und der dann schnell einsetzenden Welle westlicher Hilfen. Die Soforthilfe in Cighid – Nahrung, Heizung und Anleitung des Personals, so dass wenigsten ein Minimum an Zuwendung gewährleistet war – war auch unser Start. Weil in Cighid schnell Fortschritte erzielt wurden und viele andere Organisationen tätig wurden, verlagerten wir unsere Hilfen nach zwei Jahren auf die Hilfe in anderen Heimen in der Region Bihor.

Wir folgten den Spuren der älteren Kinder, die jetzt häufiger überlebten als früher und die vor den Augen der westlichen Helfer in die Erwachsenenpsychiatrie verlegt wurden. So entdeckten wir das weit abgelegene psychiatrische Krankenhaus Nucet mit über 400 Patienten, das damals ein Todeskrankenhaus mit einer jährlichen Sterblichkeit von 22 Prozent war. Nucet wurde für viele Jahre in den 1990ern unser Schwerpunkt. Heute hat die Hälfte der Patientinnen und Patienten Beschäftigungs- und Arbeitsmöglichkeiten. Ein kleiner Teil lebt sogar in einem Rehabilitationshaus mitten im Ort Nucet und weitere bereits in weiterführenden Wohnprojekten in der Stadt Oradea. Schwierigkeiten in der Versorgung und sachgerechten Behandlung der immer noch über 400 Patienten in Nucet gibt es aber noch heute. Die Psychiatrie in Rumänien ist von sämtlichen vorsichtigen Reformentwicklungen, wie sie in der Behindertenhilfe meist von Nichtregierungs-Organisationen erstritten wurden, unberührt geblieben.